20.02.2022

Zusammenarbeit mit Testleser*innen

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Ich bin seit November 2019 Selfpublisherin und habe vorher bereit mit Testleser*innen zusammengearbeitet und war ebenfalls als eine in verschiedenen Foren aktiv. Auch heute stelle ich mich, wenn es mein Zeitplan zulässt, als Testleserin zur Verfügung.


Das gab mir bislang zwei Vorteile: Zum einen konnte ich mich kritisch mit fremden Texten auseinandersetzen und verfeinerte somit mein eigenes Handwerk, und zum anderen konnte ich mir selbst den Mut aufbauen, mein eigenes Manuskript aus der Hand zu geben.



1. Was tun Testleser*innen?

 


Testleser*innen bekommen dein Buch schon vor einer Veröffentlichung zu lesen und geben dir Feedback zu unterschiedlichen Punkten. Figurenentwicklung, Aufbau, Stil, ob’s spannend ist und die Geschichte am Ende funktioniert – im Groben, wie ihnen deine Geschichte gefallen hat und wo es ggf. noch Baustellen gibt.

Es geht um den ersten Eindruck. Quasi die erste Qualitätskontrolle aus Sicht der potenziellen Käufer*innen.

 


2. Ersetzen sie das Lektorat?

 


NEIN! NON. NIET.

Auf keinen Fall ersetzen sie ein professionelles Lektorat. Es ist schön, wenn Testleser*innen gut in Rechtschreibung und Grammatik sind sowie ein gutes Textgespür mitbringen, aber: Ein Lektorat braucht wesentlich mehr. So etwas schüttet niemand einfach mal aus so aus dem Ärmel heraus. Dazu gehört Erfahrung und vor allem ein intensives Auseinandersetzen mit dem Handwerk.

 


3. Wo finde ich Testleser*innen?

 


  • Facebook, dort gibt es spezielle Gruppen
  • Instagram über einen Aufruf
  • Freundes- und Bekanntenkreis
  • Foren

 


4. Was sollte vorher geklärt sein?

 


Vom Vorteil wäre es, wenn der Klappentext bereits steht, den du ihnen zeigen kannst oder du in kurzen Sätzen deine Geschichte beschreibst. Gib das Genre und die Wörter-/Seitenanzahl an und bis wann du deinem Team Zeit gibst.

Schreib, was du erwartest und was dir beim Lesen wichtig wäre.

Klärt auch untereinander ab, wie die Kommunikation erfolgen soll (Instagram, WhatApp, Sprachnachrichten, Zoom, Skype …)

 

Ich persönlich bevorzuge den schriftlichen Weg, einfach weil ich es dann immer wieder nachlesen kann, stimme mich hierbei aber auch auf die Wünsche meines Teams ab.

 

Genauso wichtig: frag nach, in welchem Format sie dein Dokument lesen können (Word, PDF …) und wie sie ihre Anmerkungen/Korrekturvorschläge anmerken sollen.

 

So garantierst du, dass deine Testleser*innen auf ihre Kosten kommen. Sie machen das alles ja gratis und sollen Spaß haben.

 


5. Worauf sollte ich bei der Wahl meiner

                             Testleser*innen achten?

 


Grundsätzlich ist jede Person dazu geeignet, die sich gern auf Geschichten einlässt und Lust auf eine gemeinsame Zusammenarbeit hat.

Wichtig ist, dass sie zu dir passen und auch der Zielgruppe zugehörig sind, für die du schreibst.

 

Mir ist zum Beispiel ein offener und sachlicher Austausch wichtig, genauso, dass mein Manuskript vertraulich behandelt wird.

 


6. Wie viele Testleser*innen brauche ich?

 


Das ist ganz unterschiedlich und kommt auf deine Bedürfnisse an. Ich befolge gern das Sprichwort: „Zu viele Köche verderben den Brei.“

 

Daher arbeite ich am liebsten mit 3-5 Personen zusammen. Dabei ist eine dieser Personen mein Alphatestleser, der mich bereits beim Schreibprozess begleitet und mit mir gemeinsam den Plot durchgeht. Er bekommt also bereits ein Kapitel zu lesen, sobald dieses fertig ist.

Alle anderen schalte ich erst ein, wenn die Geschichte fertig ist und ich mit der ersten Korrekturphase fertig bin, damit sie das gesamte Buch lesen können.

Da zeigt sich auch, ob ein Plotpunkt noch genauer definiert werden muss oder gar eine Szene gestrichen werden kann. Sobald zwei denselben Kritikpunkt teilen, sollte man es nicht einfach abtun.

 

Tipp: hol dir nicht zu viele Testleser*innen, denn dann besteht die Gefahr, dass man wartet, bis genau das gesagt wird, was man hören möchte, und bleibt im Überarbeitungsprozess hängen.

 


7. In welcher Phase sollte ich mein Manuskript

                              an meine Testleser*innen abgeben?

 


Auch hier gibt es unterschiedliche Herangehensweisen:


  • bereits ganz am Anfang, in denen das Team einzelne Kapitel bekommt und im Schreibprozess aktiv dabei sind
  • nach der 1. Überarbeitung des Manuskripts
  • nach dem Lektorat

 

Ehrlicherweise macht der letzte Punkt für mich absolut keinen Sinn, aber ich habe ihn ein paarmal gelesen, deswegen wollte ich euch diesen nicht vorenthalten.

 

Unter Punkt 6 hatte ich euch verraten, dass ich einen Alphatestleser habe, der mich von Anfang an begleitet. Die anderen aus dem Team kommen nach der Überarbeitung des Manuskripts zum Einsatz, also bevor es dann ins Lektorat geht. Das hat den Vorteil, dass ich bereits einen ersten Eindruck habe und ich mit weniger Fehlern ins Lektorat starte.


Ein Lektorat nimmt viel Geld und Zeit in Anspruch, je mehr es also vorher auf Herz und Nieren abgeprüft wird und Unstimmigkeiten durch meine Testleser*innen entfernt werden, umso tiefer kann das Lektorat ins Detail gehen.


Daher macht für mich ein Testlesen nach dem Lektorat keinen Sinn. Denn wenn dann noch was gefunden wird, nehme ich vielleicht Änderungen vor, die später größere Abweichungen einnehmen und erneut ein Lektorat benötigen.

 


8. Wie gehe ich mit dem Feedback um?

 


Was dir bewusst sein sollte:

 

  1. Deine Testleser*innen wollen dir helfen und dich nicht fertigmachen
  2. Du wirst es nicht jeden recht machen können
  3. Du musst nicht jeden Änderungsvorschlag annehmen. Das ist das Gute. Es ist DEINE Geschichte und es sind gutgemeinte Vorschläge
  4. Es kann passieren, dass dir Testleser*innen abspringen. Das hat perse nichts mit dir oder deine Geschichte zutun. Vielleicht haben sie etwas anderes erwartet und wurden nicht warm. Das ist vollkommen in Ordnung und menschlich!

 

Mit diesen Punkten im Kopf solltest du offen und ehrlich auf das Feedback reagieren. Frage nach, wenn etwas unschlüssig ist und versucht, gemeinsam eine Lösung zu finden. Auch wenn es eine ganz normale Reaktion ist, versuche dich nicht, für gewisse Anmerkungen zu rechtfertigen, wenn du es komplett anders siehst. Hinterfrage dich selbst, woher das Feedback kommen könnte und gehe im Kopf durch, ob eine Stelle im Text doch noch einmal eine Überarbeitung benötigt, damit die Kritik behoben werden kann.

Gib die Szene auch gern mit Einverständnis noch einmal an den Testlesenden zurück und frage, ob es jetzt besser ist.

 

Wie gesagt: Kommunikation ist das A und O für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

 

Zugegeben, bei manchen Anmerkungen konnte ich mir einen leisen Verzweiflungsschrei nicht unterdrücken, aber am Ende hat der Text immer von der Überarbeitung profitiert und hat die Geschichte lesenswerter gemacht.

 


9. Welche Fragen sollte ich meinem Testleserteam stellen?

 


Frage dich zu Beginn, was du mit deinen Testlesen erreichen möchtest. Welches Feedback ist dir wichtig?

Ich erstelle vorher für das Projekt einen gesonderten Fragebogen an mein Team. Darunter stelle ich unter anderem folgende Fragen:

 

  • Macht der Klappentext neugierig?
  • Wie gut bist du in die Geschichte reingekommen?
  • Welche Figur hast du besonders ins Herz geschlossen?
  • Waren die Handlungen der Figuren authentisch?
  • Wie hat dir die Geschichte insgesamt gefallen?
  • Hat es deinen Erwartungen aus dem Klappentext erfüllt?
  • Hast du dich an irgendeiner Stelle zum Weiterlesen zwingen müssen?
  • Wie hat dir das Ende gefallen?
  • Kam das Ende überraschend oder zu vorhersehbar?
  • Wenn du das Buch bewerten müsstest, was würdest du der Geschichten geben?

 

Das ist nur ein kleiner Auszug aus meinem aktuellen Fragebogen für die JAHRESZEITENREIHE

Dort frage ich zum Beispiel auch nach, wie den Testleser*innen die Buchgrafiken gefallen oder, wenn sie die Vorbänder kennen, ob die Erwartungen an die Fortsetzung erfüllt wurde.

 


10. Bedanken nicht vergessen!

 


Die Zeit und Energie, die deine Testleser*innen investieren, verdient Anerkennung. Dementsprechend gehört ein Feedback zum Feedback einfach dazu, selbst dann, wenn es dir nicht gefallen haben sollte.

 

Halte dir vor Augen, dass sie es freiwillig und umsonst machen!

Sei also dankbar für die Arbeit und lass es sie wissen.

Schließlich schenken sie dir ihre Zeit und das gerade heutzutage, wo bereits so vieles knapp bemessen wird.

 

Erwähne sie zum Beispiel in deiner Danksagung (nach Einverständnis auch namentlich) oder mache ihnen eine Freude, in denen zu ihnen eine Taschenbuchausgabe mit Signatur schenkst.

Hat euch der Beitrag gefallen?

Dann lasst es mich auf Instagram wissen und schreibt mir gern, wenn ihr fragen haben solltet ♥

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